KETTCAR, WHYSOME

3.7.2003

Sommercasino, Basel (CH)

Endlich sollte es so weit sein: Ich durfte Kettcar sehen, die meines Erachtens beste Band, die deutsch und deutlich singt, der Gegenwart! Dafür nahm ich auch den Weg ins Sommercasino von Basel locker auf mich!

Doch als es kurz nach 22:00 mit Musik losging, stand zuerst die Basler Regio-Band Whysome auf der Bühne. Whysome sind ein Quintett, das nun immerhin schon sechs Jahre zusammen musiziert, und zumindest in der Region Basel einige Fans hat. Ihre etwas langweiligen Songs mit Gitarrengeschrammel, und der belanglose Gesang von Victor, der mit einem Nickelback-Stimmorgan ausgerüstet ist, konnten leider nicht restlos überzeugen. Einzig Yves, seines Zeichens jüngstes Whysome-Mitglied, wusste mit seinem versierten, frechen Violinenspiel zu gefallen. Die Geige ist das einzige, was Whysome eine eigene Identität verleiht. Die Songs, die ohne Violine auskamen, waren beliebig, saftlos und herzlos. Auch die zahlreich anwesenden Freundinnen und Freunde der Band (am liebsten hätt ich jeden einzelnen gefragt: "Du und wieviel von deinen Freunden?") vermochten das SoCa nicht in ein Tollhaus zu verwandeln, und so war nach langen, guten 50 Minuten Schluss. Schon reichlich arrogant, wenn die erste Ansage, die Whysome machten (nach dem dritten Lied), eine Werbeaktion war, bei der sie ihre neuen T-Shirts anpriesen...und dass sie sich an "Bulletproof" von Radiohead wagten, grenzte fast schon ein bisschen an Blasphemie! Nun denn, man wird am Open Air in Gränichen sehen, zu was Whysome fähig sind, wenn sie kein Heimspiel haben!

However, meine Stimmung änderte sich schlagartig in der Sekunde, als Kettcar mit einem ihrer Übersongs, "Ausgetrunken", loslegte und das äussert sympathische Quintett um Sänger Marcus Wiebusch (früher ...but alive) das Zepter übernahm. Gebannt hing das SoCa an Wiebuschs Lippen, um seinen schlicht genialen, schwierig-intellektuellen Texten zu lauschen. So kann man auch die vom Publikum doch etwas verhaltene Anfangsphase des Konzertes erklären. Doch die Basler wachten auf! Spätestens als Kettcar in "Im Taxi weinen" sangen: "Immer noch besser im Taxi zu weinen, als im BVB-Bus, oder nicht?" und meinten, dass das Klischee, dass es in der Schweiz einfach das beste Essen gebe, wirklich wahr sei, hatten sie die Herzen der Basler gewonnen. Kettcar liessen sich nicht lumpen und spielten praktisch ihr ganzes Erfolgsalbum "Du und wieviel von deinen Freunden?". Daneben präsentierten sie auch zwei neuere Songs und das famose "Hauptsache Glauben". Marcus' Ansage, dass sie eben erst 2 neue Songs hätten und es somit wohl bis 2007 dauern würde, bis ein Nachfolgealbum herauskommen wird, liess einige Fans und Groupies zusammenzucken und einer konnte sich nicht zurückhalten und machte seinem Unmut über die (ironische) Aussage mit einer Bierdeckelattacke auf Marcus Luft.
Den fünf Jungs aus Hamburg ("Hauptstadt der Gefühle") war ihre Spielfreude richtig anzumerken, oft grinsten sie sich gegenseitig an, und brachten die ganze musikalische Ausdruckstärke, die man sich von ihrer CD gewöhnt ist, locker auch live rüber. Die Songs fesselten mich fast noch mehr! Am überzeugendsten waren für mich "Balkon gegenüber", "Money left to burn" und "Lattenmessen". Man muss Kettcar einfach lieben, nur schon für die folgende Textzeile aus "Mein Skateboard kriegt mein Zahnarzt..", welches das Konzert beendete: "Auf Liebe reimt sich immer noch am besten Angstschweiss!"
Kettcar mischten sich nachher noch fröhlich unters Publikum und sagten, dass sie Spass gehabt hätten an diesem Donnerstagabend! Den hatten wir auch, oh ja!


By Fabian

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