Label: Dynamit / Broken Silence
Sechste Platte dieser Band aus Thüringen, die sich mehr oder weniger im Umfeld des Pop Punks platziert (oder sich in «Anti alles» auch davon distanziert). Auch auf diesem erfreulich engagierten Werk schwanken sie immer wieder zwischen schönen Aussagen und massivem Fremdschämen.
Musikalisch würde ich die Band als eine Schnittmenge von Muff Potter und PUR beschreiben. Einerseits stecken die Füsse immer noch im energetischen melodischen Deutschpunk, man beschreibt aber die grossen Pathos-Bögen, welche man eher mit bierseligem Schlager verbindet. Beispiel gefällig? Manchmal ist das routiniert geschriebene Melodie-Feuerwerk «Früher oder Späti» ziemlich clever, schon nur beim Titel. Aber dann kommen dümmliche Zeilen wie «Oooooooh, ich werde König eurer gottverdammten Welt, mein Tag wird kommen». Auch wenn es sich um die dauernde Trinkversuchung dreht, ist das schon dreist. Doch dann kommt mit «aber irgendwer hat Bier für mich bestellt». Das ist dann wieder schön. Auch sonst gibt es wieder ein «wir» gegen «euch» und engagierte aber auch etwas formal ungeschickt gebastelte Messages: «Faust hoch» und «Homophobes Arschloch» sind absolut korrekte Songs, man hat sie einfach schon besser gehört. Auch wenn man sich mit einem Liebeslied wie «Hassliebe» stark identifizieren kann, bleibt es auch kindlich-naiv und hochnotpeinlich. Aber die Produktionswerte für solchen Pathos-Pop sind vorhanden, alles ist sehr dick produziert und absolut nach State-of-the-Art gemacht.
Diese Platte ist so etwa das Gegenteil von subversiv, sondern halt dick gemachter Deutschrock mit Pop-Punk-Hintergrund. Eingängig aber schon sehr kitschig («Mein Name ist Mensch»). Immerhin stimmt die Message wohl.
5/10
Gibt es als rote Platte, als CD und in digitalen Formaten.
Veröffentlichung: 12. Januar 2018
http://www.radiohavanna.de/
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reto
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